Wir trauern um Herbert Degen (1932-2021)

Die Abteilung Bregenz nimmt Abschied von ihrem langjährigen Ehrenmitglied, Kameraden und Freund.

Herbert Degen trat als 23-jähriger Bursch im Jahr 1956 in die noch ganz junge Wasserrettung in Bregenz ein. Er war schon damals ein leidenschaftlicher und ausgezeichneter Schwimmer und verbrachte einen großen Teil seiner Freizeit am See – insbesondere im städtischen Schwimmbad, in der Mili. Er entschied sich dazu, sein schwimmerisches Können und seine Leidenschaft in den Dienst seiner Mitmenschen zu stellen.

Zumindest 12 Lebensrettungen von Herbert Degen als Rettungsschwimmer sind allein bis Anfang der 1970er-Jahre in den Chroniken der Wasserrettung dokumentiert. Eine davon – es war seine siebente – wurde vom damaligen Bademeister der Mili, Hans-Peter Schneider, an das Rathaus in Bregenz berichtet:

Herr Degen hat am 2. Juli 1967 um ca 18.30 Uhr auf der Höhe des Gasthaus Seegarten, ungefähr 80 bis 100 Meter vom Ufer entfernt, der in Ertrinkungsgefahr geratenen Ulrike H. durch sein sofortiges und mutiges Einschreiten das Leben gerettet.
Degen, der von einer am Ufer sitzenden Frau auf die Ertrinkende aufmerksam gemacht wurde, sprang trotz stürmischem Ostwind und bewegtem See sofort ins Wasser. Er erreichte die Ertrinkende, die bereits ohne Bewusstsein war, kurz bevor sie unterging. Degen schleppte das Mädchen ca. 25 bis 30 Meter in Richtung Ufer, dann kam ein weiterer Helfer mit einer Luftmatratze zu Hilfe und das Mädchen konnte mit dieser sicher an das Ufer gebracht werden.
Dass diese Rettung erfolgreich und ohne gesundheitlichen Schaden für die Ertrinkende abgeschlossen wurde, ist nur der großen Erfahrung von Herrn Degen und dem Einsatz seines eigenen Lebens zu verdanken. 
Ich selbst bin seit 12 Jahren aktiver Rettungsschwimmer und Schwimmmeister des städtischen Schwimmbades Bregenz und kenne die Gefahren, die bei solchen Witterungsverhältnissen wie am 2. Juli 1967 auf dem Bodensee auftauchen aus eigener Erfahrung genau. Bei solchen Stürmen können auch gute und erfahrene Schwimmer in Not geraten. In solchen Verhältnissen einem anderen Menschen zu helfen bedeutet sogar für den besten Rettungsschwimmer das eigene Leben einzusetzen. Die Witterungsverhältnisse sind im Tagesbericht des städtischen Schwimmbades aufgezeichnet.
Mit dem Ausdruck vorzüglicher Hochachtung
Hans-Peter Schneider

Herbert wurde für diese Lebensrettung mit der Lebensrettungsmedaille des Landes Vorarlberg ausgezeichnet.

Aber auch die Jugend war Herbert immer ein wichtiges Anliegen. Unzähligen Kindern brachte er im Rahmen von Schwimmkursen das Schwimmen bei. Im Jahr 1978 absolvierte er die Ausbildung zum Rettungsschwimmlehrer und bildete fortan selbst neue Rettungsschwimmer für die Wasserrettung aus. Zahlreiche der heutigen Funktionäre bei der Wasserrettung haben von Herbert die ersten Rettungstechniken beigebracht bekommen.

Beinahe 30 Jahre lang fungierte Herbert für die Bregenzer Wasserrettung als Trainer der Rettungsschwimmer und unserer Wettkampfmannschaft. An unzähligen Meisterschaften und Turnieren hat Herbert über die Jahre äußerst erfolgreich selbst teilgenommen. Aber bei weitaus mehr Wettkämpfen trat er als Trainer und Betreuer unseres Wettkampfteams im Rettungsschwimmen auf.

Als er 1992 den Trainerposten an seine Nachfolgerin übergab, blieb er noch bis 1998 als Beirat Teil des Vorstandes der Wasserrettung Bregenz. Bereits am 11. Dezember 1993 wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Wasserrettung verliehen.

Die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft war für Herbert aber keineswegs der Anlass oder Zeitpunkt, nun in den wohlverdienten Wasserrettungs-Ruhestand zu treten. Im Gegenteil. Noch über zwanzig Jahre hindurch war Herbert Degen das Rückgrat unserer Bootsmannschaft, Mitglied im Nautik-Gremium der Wasserrettung und Ausbildner für Generationen von jungen angehenden Schiffsführern der Wasserrettung. Das Rettungsboot V9 war seine große Leidenschaft und er konnte es führen wie kaum ein anderer.

Wie schwierig es ist, in Eigenregie Schiffsführer auf den Rettungsbooten auszubilden, erkannten wir erst, als Herbert es nicht mehr tun konnte. Herbert hatte immer Zeit. Egal ob ein Anwärter zusätzliche Fahrstunden brauchte, mit den Prüfungsaufgaben nicht zurechtkam, ob das Boot zum Tanken musste oder eine Werftfahrt erforderlich wurde. Herbert war einfach immer zur Stelle. Er brachte eine unglaubliche Geduld selbst mit den talentlosesten Schiffsführer-Anwärtern auf und übte und übte die notwendigen Manöver, bis sie wirklich saßen.

Herbert Degen wurde für seine besonderen Verdienste um die österreichische Wasserrettung mit einer Vielzahl von Ehrungen bedacht. Unter anderem mit der bereits erwähnten Lebensrettungsmedaille des Landes Vorarlberg, mit dem Ehrenzeichen des Landesverbandes Vorarlberg in Gold sowie dem Ehrenzeichen der Bundesleitung der österreichischen Wasserrettung in Gold. Am 26. Oktober 2008 wurde er vom damaligen Landeshauptmann, Dr. Herbert Sausgruber, im Winzersaal in Klaus für sein jahrzehntelanges ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet.

Wir verlieren mit Herbert Degen einen vielfachen Lebensretter, einen ausgezeichneten Ausbildner, Schiffsführer und hochdekorierten, langjährigen und pflichtbewussten Funktionär der Wasserrettung. Aber mehr noch verlieren wir mit ihm einen treuen und allseits beliebten Freund und Kameraden. Unsere Trauer über seinen Tod wird vor allem durch die Dankbarkeit gelindert, dass wir so viele schöne Stunden an seiner Seite verbringen durften.

Wir werden Herbert stets in liebevoller Erinnerung behalten und ihm ein ehrendes Andenken innerhalb der Vorarlberger Wasserrettung und ganz besonders bei seiner Heimatabteilung in Bregenz bewahren.

Herbert, Danke für alles und ruhe in Frieden.

Philipp Stadler, Präsident der Wasserrettung Vorarlberg